«Der Fall und das Fach»
Pädagogische Hochschule Zürich, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich
Bereits bei der Gründung der AG Kasuistik in Würzburg 2014 wurden fachliche Aspekte des Unterrichtsgeschehens zum Fall gemacht. Mit den Fächern, Themen und Gegenständen des Unterrichts wird die im kasuistischen Zugang nicht selten zuerst in den Blick geratende Beziehungsgestaltung zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen oder zwischen den Peers um die zentrale Position erweitert, die ja mindestens programmatisch die Form Unterricht legitimiert. Unterricht ist ja immer Unterricht von oder über etwas. Der inzwischen elaborierte Diskurs um (reflektierte) Fachlichkeit (Bonnet, 2019; Hericks, Keller-Schneider, Meseth, & Rauschenberg, 2020; Meister & Hericks, 2021; Meister, Hericks, Kreyer, & Laging, 2020; Reh, 2018; Reh & Pieper, 2018; Tenorth, 2019) unterscheidet mehrere Aspekte: Fachlichkeit ist einerseits begründbare Anforderung, gar ‘conditio sine qua non’ für Lehrer:innen, womit eine subjektbezogene Beobachtungsperspektive eingenommen wird. Andererseits wird Fachlichkeit als «eine bestimmte Wissenspraxis [beschrieben], die als Produktion, als Sortieren, Ordnen, Vereinheitlichen und Verknüpfen von Wissen in Wissensbestände und Abgrenzung gegenüber anderen Wissensbeständen existiert. Sie entsteht vor allem im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, Wissen weitergeben zu müssen» (Reh & Pieper, 2018, S. 26). In dieser Fassung wird Fachlichkeit interaktionsbezogen beobachtet. Beide Perspektiven lassen sich – je nach Vermittlungsabsicht – mit Studierenden an Fällen zum Ausgangspunkt der Arbeit machen. Eine Unterrichtsforschung, die sich auch die Frage nach der Qualität der fachlichen Auseinandersetzung stellt, steht angesichts der bisherigen Modellierungen im Modell der «three big dimensions» (vgl. Praetorius, Grünkorn, & Klieme, 2020) nicht nur zurecht vor der Frage: «Wo bleiben die Inhalte?» (Terhart 2020, S. 232, vgl. auch Lindmeier & Heinze 2020). Sie muss sich auch die Frage stellen, wie sie ihre Befunde im Studium bzw. der Weiterbildung von Lehrer:innen relevant und einsichtig machen kann. Um zeigen zu können, was einen fachlich anspruchsvollen Unterricht empirisch ausmacht, scheint die Kasuistik in ihren Varianten ein vielversprechender Zugang.
Mit der Arbeitstagung im Oktober 2023 fokussieren wir die Fragen, wie, mit welchen Zielen und mit welchem Mehrwert spezifisch fachliche Aspekte zum Gegenstand einer kasuistisch orientierten Lehrer:innenbildung – und ausdrücklich in der Lehre selbst – werden können.
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